Der östliche Bereich des späteren Werftgeländes wurde bereits seit 1877 industriell genutzt, als Johann Baptist Malang dort eine „Cementwarenfabrik“ und einen „Cementhandel“
gründete. Diese gingen 1893 auf dessen Sohn Franz Xaver Malang über und wurden 1908 geschlossen. Johann Baptist Malang betrieb zwischen 1893 und 1898 zudem eine
kleine Ziegelei und ab 1904 einen Gipser- und Stuckateurbetrieb, der bis 1921 bestand.
Diverse Pläne zwischen 1892/93 und 1901 weisen neben der eigentlichen Fabrik noch weitere Gebäude nach. Auch ein kleines Hafenbecken an der östlichen Grenze des
Geländes bestand bereits, das ab 1922 an die Bodan-Werft verpachtet wurde. Zudem existierte ein längs des Ufers erbautes Wohngebäude mit Stallungen, Schuppen,
Kohlen- und Wagenremise, welches nach dem Ende der Zementwarenfabrik zunächst als Werkstätte und Wohnhaus genutzt wurde, um anschließend – mehrmals erweitert –
das Büro der Werft aufzunehmen. Alle übrigen Gebäude der Zementwarenfabrik wurden bis in die 1930er Jahre abgebrochen.
1901
Lageplan zum Baugesuch der Zementwarenfabrik Malang vom 15. Oktober 1901. In dem langgestreckten Gebäude am Seeufer war später das Büro der Bodan-Werft untergebracht.
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg verwirklichten drei Männer ihre Idee, am Bodensee Boote zu bauen: Der Kaufmann Hermann Stachelhaus, der Spezialarzt Dr.
Friedrich Kiefer – beide aus Mannheim – sowie der Ingenieur Fritz Würmell aus Ludwigshafen am Rhein. Jeder der drei Teilhaber brachte 10.000 Mark in
das Unternehmen ein, das Stammkapital betrug somit 30.000 Mark.
Nachdem sie zwischen Friedrichshafen und Lindau in Kressbronn a. B. ein geeignetes Grundstück gefunden hatten, wurde am 9. August 1919 ein Gesellschaftsvertrag
aufgesetzt und am 2. September 1919 notariell beurkundet: Die „Bodan“ Motoren- und Schiffbaugesellschaft m. b. H. in Kressbronn a. B. am Bodensee war gegründet.
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Die Anfänge der Werft. Anstellung des Vaters als technischer Geschäftsführer."
1919
Der Gesellschaftsvertrag des neu gegründeten Unternehmens.
Das junge Unternehmen begann zunächst mit der Reparatur von Fischer- und Segelbooten. Zugleich übernahm die Werft die Vertretung der Firma „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in
Mannheim“ (später Motorenwerke Mannheim AG) für die Schweiz und den Bodenseeraum. Ab 1920 wurde mit dem Neubau von Motorbooten für die Bodenseefischerei und Ausflugs- und Sportbooten
für vermögende Privatleute begonnen. Bei Bodenseefischern erzielte ein spezieller Motorbootstyp eine große Nachfrage, der zwischen 300 und 400 Mal verkauft wurde. Auch ältere
Fischerboote wurden nun nachträglich motorisiert, wobei sich Partnerschaft mit dem Mannheimer Unternehmen als besonders fruchtbar erwies. Um 1925 wurde der Bau der
Boote von Holz auf Stahl umgestellt.
1920
Fischerboot vor der Schreinerei.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
1920er Jahre
Fischerfamilie Rau, heute ist hier der Osthafen der Bodan-Werft.
Gemeindearchiv Kressbronn a. B., K-FP-NL Näher 2.
um 1920
Autoboot Surotma für Herrn Eisenlohr in Reutlingen.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
1920
Kompletter Antrieb für die Motorisierung kleiner Boote, bestehend aus einem Einzylinder-Benz-Motor mit 4 PS, Steuerstand, Antriebswelle und Schraube, aufgebaut auf einem gemeinsamen Rahmen.
Fundmaterial Schreinerei Bodan-Werft, Kressbronn a. B.
1925
Privatmotorboot Lorle.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
1925
Auch auf der Bodan-Werft wurden Rennboote gebaut. Das Foto zeigt ein Boot für Maybach aus dem Jahr 1925, das mit einem 500 PS starken Motor ausgestattet
und 78 km/h schnell war.
Datenblatt der Bodan-Werft, Sammlung Reimann, Arth (CH).
Ab Mitte der zwanziger Jahre wurden die ersten Bodan-Fahrgastschiffe geplant und gebaut: Die MS Stadt Radolfzell und die MS Höri für die Deutsche Reichsbahn,
die MS Konstanz für den Motorbootbetrieb der Stadtwerke Konstanz, die das Schiff aber 1925 an die Schweizerische Dampfboot-Gesellschaft Untersee und Rhein abgaben.
Es steht bis heute in Dienst.
Für das noch junge Unternehmen stellte der Schritt vom Bau kleiner Boote hin zu den beträchtlich größeren Fahrgastschiffen eine beachtliche Entwicklung dar.
1925
Im Jahr 1925 lieferte die Bodan-Werft das Motorschiff Konstanz ab. Es war ursprünglich für den Motorbootsbetrieb der Stadt Konstanz bestellt worden, gelangte dann jedoch
zur Dampfbootgesellschaft Untersee und Rhein. Das Schiff steht auch bei der Regensburger Niederlassung der Hitzler-Werft als Bau-Nr. 13 in den Büchern – mit den
Vermerken: Besteller Bodan-Werft, zerlegt, verladen, am Bodensee montiert. Offensichtlich trat die Bodan-Werft als Vertragspartner auf, arbeitete jedoch in ihrer
Anfangszeit eng mit der Hitzler-Werft als Subunternehmer zusammen. Wesentliche Teile nicht nur dieses Schiffes wurden somit in Regensburg vorfabriziert.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
Am Bodensee „vor Ort“ große Schiffe bauen
Mit der Bodan-Werft war am Bodensee die einzige Werft entstanden, die „vor Ort“ neue Schiffe bauen konnte – ganz im Gegensatz zu den anderen Werften wie
Escher Wyss & Cie. oder der Deggendorfer Werft und Eisenbau GmbH.
Im Schiffsbau war es am Bodensee seit dem Mittelalter üblich gewesen, an einer geeigneten Uferstelle eine provisorische Werft einzurichten, den sogenannten Schiffmacherplatz.
Auch beim Bau der ersten Dampfschiffe wurde noch so verfahren. Dann entstanden im 19. Jahrhundert erste Reparaturwerften. Deren Hellinganlagen wurden später auch von auswärtigen
Lieferfirmen für die Endmontage genutzt. Für diese blieb die Auslieferung neuer Schiffe an den Bodensee aber immer mit dem umständlichen Transport der Schiffe nach der Vormontage
verbunden. Hier hatte die ortsansässige Bodan-Werft einen Standortvorteil.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der überstandenen Inflation stieg bei den Schiffsbetrieben am Bodensee ab Mitte der Zwanzigerjahre die Nachfrage nach neuen Schiffen spürbar.
Zum einen war die vorhandene Flotte weitgehend überaltert und in den Jahren des Krieges und danach technisch kaum gewartet worden. Außerdem genügten die Dampfer mit ihren teils
unter Deck gelegenen Fahrgasträumen und ihrer veralteten Einrichtung immer weniger den gestiegenen touristischen Ansprüchen. Und drittens hatte der Dieselmotor zwischenzeitlich
die Dampfmaschine als Schiffsantrieb abgelöst.
Nach 1925
Das Firmenschild der Bodan-Werft.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1926
Das erste neue Motorschiff der Deutschen Reichsbahn auf dem Bodensee: MS Stadt Radolfzell.
Sammlung Hunziker, Luzern.
1926
Das erste neue Motorschiff der Deutschen Reichsbahn in der Fertigungshalle: MS Stadt Radolfzell.
Sammlung Hunziker, Luzern.
1926
MS Stadt Radolfzell für die Deutsche Reichsbahn, rechts MS Konstanz für den Motorbootsbetrieb der Stadt Konstanz.
Sammlung Robert Dittmann, Kressbronn a. B. (Bildarchiv Bodan-Werft, F 2260).
Die Bodan-Werft war die einzige am Bodensee ansässige Werft, bei der auch der Bau größerer Stahlschiffe prinzipiell möglich war. Das noch junge Unternehmen nutzte diese
Gelegenheit, wenngleich der Übergang von kleineren Holzbooten zu Konstruktionen mit Stahlrumpf einen sehr mutigen Schritt darstellte. Die Werft, die noch keine nennenswerte
Erfahrung im Bau derartiger Schiffe hatte, warb deshalb Schiffsbauer und andere Fachkräfte an. Auch die Bodan-Werft war dabei auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen
angewiesen. Die ersten Aufträge für größere Schiffe wurden teilweise weitervergeben, beispielsweise an die Hitzler-Werft in Regensburg für die Fertigung der Rümpfe und
Aufbauten. Dies belegen die Werftlisten, in denen mehrere Aufträge für die Bodan-Werft dokumentiert sind.
Die Deutsche Reichsbahn, die damals auch die Bodenseeschiffahrt betrieb, sowie die Stadt Konstanz mit ihrem lokalen Personenverkehr und ihrer neuen Autofähre nach Meersburg,
wurden zu wichtigen Kunden. Für sie baute die Bodan-Werft die ersten größeren Schiffe aus Stahl. Für das junge Unternehmen war dies ein gewaltiger Fortschritt. Die Aneignung der
entsprechenden Fachkenntnisse gelang der Werft jedoch in relativ kurzer Zeit. Auf dem Bodensee stammt heute die deutliche Mehrzahl der Fahrgastschiffe und Fähren aus der Bodan-Werft.
1928
Die erste Binnensee-Autofähre Europas von Konstanz-Staad nach Meersburg nahm 1928 ihren Dienst auf. Sie trägt ebenfalls den Namen Konstanz.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
1929
Trajektschiff Schussen.
Privatsammlung Berthold Luick, Konstanz.
1932
Monteure vor MS Jura (BDG, Bielersee).
Sammlung Fuchs Kressbronn a. B.
1932
Die MS Jura wurde etwas später, am 18. Oktober 1932, am Bielersee in Betrieb genommen.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1934
Faschingswagen der Bodan-Werft in den 30er Jahren.
Sammlung Fuchs, Kressbronn a. B.
1936
Direktor Otto Kempf an seinem Schreibtisch.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
Zeitzeugen-Interview mit Direktor Otto Kempf
Geboren am 19. Februar 1887 in Ludwigshafen am Bodensee
Verstorben am 10. Januar 1973 in Kressbronn
Geschäftsführer 1920-1958
Vom süddeutschen Rundfunk aufgenommen, gesendet am 17.04.1957, SDR Stuttgart.
Güterverkehr
Neben der Personenschifffahrt hatte zu dieser Zeit auch die Güterbeförderung über den Bodensee noch große Bedeutung. Mit Schiffen, auf deren Decks Schienen verlegt waren,
konnten mehrere Eisenbahn-Güterwaggons über den See transportiert werden.
Die Reichsbahn modernisierte ihren Trajektverkehr (Transport von Eisenbahn-Güterwagen) zwischen Friedrichshafen und Romanshorn und gab bei der Bodan-Werft ein entsprechendes
Schiff in Auftrag. 1929 übergab die Bodan-Werft mit der Schussen ihr erstes Motortrajektschiff an die Deutsche Reichsbahn, das bis 1983 im Einsatz war.
Aber auch der Autoverkehr gewann an Bedeutung: In den späten zwanziger Jahren nahm die Stadt Konstanz die erste europäische Binnensee-Autofährverbindung in Betrieb, die
wichtige Fährverbindung zwischen Konstanz und Meersburg. Die erste Fähre lieferte die Bodan-Werft und bis 2010 sollten allein für diese Strecke elf weitere Fährschiffe folgen.
Für die Werft ging der Trend damit erkennbar in Richtung größerer Schiffe. Nach dem Bau des ersten Dreideckschiffes MS Baden 1934/35 musste auch das Werftgelände an die neuen
Anforderungen angepasst werden. Die Zeit der neben der Sliphalle 1 gelegenen Querhelling war abgelaufen. An ihrer Stelle wurde eine bedeutend größere Sliphalle errichtet.
Westlich anschließend an die neuerbaute Halle 2 befand sich außerdem ein größeres Areal, das sich die Bodan-Werft im Hinblick auf zukünftige Erweiterungen sichern wollte. Das
sogenannte Nebenwerftgelände wurde in den Dreißigerjahren in einen werftinternen Bebauungsplan einbezogen. Denn es bestanden Planspiele, um den Bodensee durch Kanäle auch für
die überregionale Binnenschifffahrt zugänglich zu machen. So sollte der sogenannte „Neckar-Donau-Kanal“ mittels zahlreicher Staustufen die Schwäbische Alb überwinden, um in
Ulm auf die Donau zu treffen. Ein weiterer Kanal, der sogenannte „Donau-Bodensee-Kanal“ sollte von Ulm über Biberach, Aulendorf und Ravensburg nach Friedrichshafen führen.
Ebenso gab es das Projekt der sogenannten „Hochrheinregulierung“, also der Schiffbarmachung des Rheins zwischen Basel und Schaffhausen. Diese Planungen existierten teilweise
bis in die achtziger Jahre. Wären diese Kanalbauprojekte realisiert worden, so wäre der Bodensee für die Frachtschifffahrt erreichbar geworden und der See hätte sein Gesicht
drastisch verändert.
Die Bodan-Werft wäre hierdurch für entfernte Kunden auf dem Wasserweg erreichbar gewesen. Aufwendige Vormontagen mit einem anschließenden Zerlegen – bzw. die später praktizierte
Bauweise von Sektionen und der Transport an den Zielort zur Endmontage - wären nicht mehr erforderlich gewesen.
1929
Das werftneue Motortrajektschiff Schussen im Osthafen der Bodan-Werft.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1929
Trajektschiff Schussen.
Sammlung Berthold Luick, Konstanz.
1934
Zeichnung von Halle 2.
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart, Bestand Y 21 Bodan-Werft, Kressbronn a. B, Nr. 86.
Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es an dem Uferabschnitt westlich der großen Halle 2 nur Streuwiesen und Ödland. Zwar hatte die Bodan-Werft das Gelände bereits Ende der Dreißigerjahre
für Erweiterungen im Blick, diese Pläne wurden jedoch nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges zurückgestellt.
Otto Kempf, seit 1920 Direktor und mittlerweile auch Anteilseigner der Werft, erwarb das Gelände 1941 auf seinen Namen und den seiner Frau. Dies geschah aus Gründen der Tarnung; die für
den Geländekauf erforderlichen Mittel wurden nämlich durch das Oberkommando des Heeres sowie das Oberkommando der Kriegsmarine bereitgestellt. Die Bodan-Werft hatte sich bereits seit
Mitte der dreißiger Jahre um Wehrmachtsaufträge bemüht. Bereits 1936/37 kam es zum Bau von sechs Transportbooten für das Oberkommando des Heeres, die unter anderem an das
Pionier-Bataillon 33 nach Mannheim geliefert wurden. Am 20. Januar 1942 schloss das Ehepaar Kempf einen Vertrag mit einem Vertreter des Oberkommandos der Kriegsmarine. Die
Kriegsmarine verpflichtete sich darin zur Erstellung einer großen Hafenanlage mit Mole, eines 35-t-Verladekrans sowie eines etwa 1,8 km langen Anschlussgleises von der Werft zum Bahnhof.
Darüber hinaus entstanden eine – kriegsbedingt allerdings nur teilweise fertiggestellte – Instandsetzungshalle mit Ablaufbahn für an der Front beschädigte Boote sowie diverse Baracken.
Mit den ersten Bauarbeiten an der Hafenanlage war bereits vorab am 1. Oktober 1941 begonnen worden. Die Arbeiten an dem Anschlussgleis begannen Ende 1942. Ursprünglich war die Fertigstellung
der gesamten Anlage bis Mai 1943 geplant.
Direktor Kempf geriet zunehmend mit den übrigen Anteilseignern der Werft in Konflikt, da diese aus Geheimhaltungsgründen über bestimmte Entwicklungen nicht adäquat informiert wurden.
Zudem stand ein Teil der neuerbauten Instandsetzungshalle auf dem ursprünglichen Werftgelände. Vor allem aber drohte den Anteilseignern die Enteignung, da das Militär die völlige
Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen beabsichtigte, um einen reibungslosen Produktionsablauf und eine größtmögliche Geheimhaltung zu gewährleisten.
um 1942
Aufnahme aus den Kriegsjahren. Der Kran ist bereits errichtet, doch merkwürdigerweise ist links davon von der Instandsetzungshalle noch nichts zu sehen. Anstatt des
Güterschuppens steht im rechten Bildbereich dafür eine unbekannte zweistöckige Baracke.
Gemeindearchiv Kressbronn a. B., unverzeichnet.
Bau von Pionier-Landungsbooten
Neben anderen deutschen Werften war auch die Bodan-Werft seit 1940 in unterschiedlichem Umfang mit der Entwicklung, dem Bau und der Reparatur von Pionier-Landungsbooten
Typ 39, 40, 41, 43 und 45 betraut. Die Boote waren längs – teilweise auch quer – teilbar und konnten somit auch per Bahn transportiert werden. Im Bereich der heutigen
Bodanstraße/Brühlstraße befand sich außerdem ein Lager für die Soldaten einer Pionierlehrbootskompanie, die auf den Booten geschult wurden.
Zum ersten militärischen Einsatz von Pionier-Landungsbooten kam es ab Mai 1941 an der nordafrikanischen Küste beim Entladen von Frachtern mit Truppen und Nachschub für das Deutsche
Afrikakorps. Auch für die auf Anweisung Hitlers ausgearbeiteten Pläne für eine Invasion Englands („Unternehmen Seelöwe“) wären diese Boote benötigt worden. Pionier-Landungsboote wurden
zudem an allen europäischen Küstenbereichen, an denen die Wehrmacht Fährmittel benötigte, eingesetzt, so im Schwarzen Meer, im Mittelmeer, in Norwegen, Frankreich und in der Ostsee.
In der Ostsee waren die Boote in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges auch wichtige Transportmittel beim Rückzug vor der anrückenden Roten Armee. Als Erinnerung an das
sogenannte „Unternehmen Hannibal“ ist das Pionier-Landungsboot Typ 41 Nummer 534 als Denkmal auf dem Gelände einer Jugendbegegnungsstätte in der Nähe des Flugplatzes
Oberschleißheim aufgestellt. Auch dieses Boot wurde durch die Bodan-Werft erbaut. Möglicherweise handelt es sich bei ihm um das letzte noch existierende deutsche Pionier-Landungsboot
überhaupt.
Während der Bau der Pionier-Landungsboote dem Oberkommando des Heers unterstand, wurden gleichzeitig im Auftrag des Oberkommandos der Marine Versuche zur Erprobung von Lot- und
Schallortungsanlagen durchgeführt, welche für die deutschen U-Boote zur Peilung gegnerischer Schiffe vorgesehen waren. Für die Versuche wurde bis zum 18. August 1942 die MS
Ravensburg verwendet, zwischen dem 22. Juli 1941 und dem Kriegsende dann die MS Schwaben. Die Versuche wurden in der Thunauer Bucht zwischen Langenargen und Kressbronn a. B.
durchgeführt. Im Rahmen dieser Versuche wurden auch zwei Anlegebrücken erbaut, eine bei der Werft und eine in der Nähe des Ortes Thunau. Für Thunau wird in diesem Zusammenhang
auch die Einrichtung eines Laboratoriumsgebäudes erwähnt. Näheres dazu ist bislang nicht bekannt.
Verladen eines Pionier-Landungsboots 39 im Hafen von Neapel für den Einsatz in Nordafrika, Juni 1941, Sammlung Trtanj, Kressbronn a. B.
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart, Y21 Bü L-Boote 43,45.
Landungsboote am Strand, Amalfiküste Sommer 1941, Sammlung Trtanj, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Wehrmachtsaufträge während des Zweiten Weltkrieges. Der Bau von Pionier-Landungsbooten."
Zwangsarbeit
Durch die Rüstungsproduktion stieg der Bedarf nach Arbeitskräften in der Werft. Die Mitarbeiterzahl stieg im Jahr 1943 auf 144 gegenüber 104 im Jahr 1936 an. Ab 1943 kamen in der
Bodan-Werft auch Kriegsgefangene zum Einsatz. Zunächst arbeiteten serbische Kriegsgefangene auf dem Werftgelände, die bis spätestens Juni 1943 durch russische Kriegsgefangene
ausgetauscht wurden. Eine hölzerne Baracke für die Gefangenen befand sich nachweislich auf dem westlichen Werftgelände zwischen der Halle 2 und der Instandsetzungshalle.
Die Werft überstand den Zweiten Weltkrieg ohne Schäden durch Luftangriffe. Mit Kriegsende wurde Kressbronn a. B. von französischen Truppen besetzt. Unter französischer Besatzung wurde
die Rüstungsproduktion und die militärischen Versuche zunächst fortgesetzt. Die MS Schwaben wurde für weitere Unterwasserschallmessungen sogar noch mit neuer Messtechnik ausgestattet.
Auch einige Pionier-Landungsboote, die sich beim Einmarsch der Franzosen Ende April 1945 in der Werft befunden hatten, wurden im September 1946 für die französische Besatzungsmacht in
Dienst gestellt.
Die sich anschließenden Nachkriegsjahre waren auch für die Werft schwer. Ein Vermerk über den Bau von 50 Fischerbooten weist indirekt auf die prekäre Versorgungslage hin.
Ob Nahrungsmittel oder Brennholz, den Mitarbeitern fehlte es am Alltäglichsten. Zudem wurden von den Franzosen ein Teil der technischen Anlagen auf dem Werftgelände als
Reparationsleistung demontiert. Betroffen waren der 35-t-Kran, diverse Werkzeuge und Maschinen sowie einen Teil des Anschlussgleises. Die Demontage des wichtigen
Anschlussgleises konnte schließlich verhindert werden. Für den Erhalt hatte sich neben der Werftleitung und der Ortsverwaltung auch ein Holzbaubetrieb bei der französischen
Besatzungsmacht eingesetzt, der auf deren Befehl in einer Baracke auf dem Werftgelände Fertighausteile nach Frankreich zu liefern hatte.
1948 - 1951
Auf dieser Aufnahme sieht man, dass während des Krieges mit dem Bau der Halle 3 begonnen, diese aber nur teilweise fertiggegstellt wurde. Der Laufkran
ist sichtlich demontiert, dadurch kann man die Aufnahme auf einen Sommer zwischen 1948 und 1951 datieren. Außerdem erging während des Krieges der Befehl, die hellen
Betonflächen der Kranträger und der Hafenmolen mit Tarnfarben zu streichen.
Interview Walter Rau (nachgesprochen)
Text von Kornelius Rau aus dem Kressbronner Jahrbuch 1985, nachgesprochen von seinem Sohn Walter Rau am 26.05.2018.
"Sprengung der Gießenbrücke und Einmarsch der französischen Besatzungsmacht."
Rennboot fahren will gelernt sein...
Bei ihrem Einmarsch hatten französische Besatzungssoldaten in Bregenz das Rennboot des bekannten deutschen Rennfahrers Hans Stuck zerstört. Das Boot wurde in der
Bodan-Werft wieder aufgebaut. Stuck, der festgenommen und in die Bodan-Werft gebracht worden war, musste den 500 PS starken 16-Zylinder-Auto-Union-Rennmotor
wieder zum Laufen bringen, was auch gelang. Die Probefahrt durfte Stuck jedoch nicht durchführen und der französische Leutnant – unerfahren mit dem schnellen
Boot – hebelte es auf einer Welle aus, woraufhin es kieloben auf dem Wasser trieb und langsam versank.
Der französische Offizier wurde später mit gebrochenem Genick aus dem Wasser geborgen.
Hans Stuck stellte zwischen 1937–39 in seinem 5,80 Meter langen Stufenrennboot mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf, bei denen er bis zu 82,5 km/h erreichte. Der Motor des Bootes
war ursprünglich für den Autorennsport entwickelt worden, wo sich Stuck als Rennfahrer bereits einen Namen gemacht hatte. Der 5,5 Liter Motor eines Auto Union Grand Prix-Formelwagens
leistete etwa 500 PS bei 4000 U/min. Übersetzt wurde diese Leistung mit einem Getriebe der Firma Hurth und damit eine Propellerdrehzahl von ca. 7200 U/min. bei den Rekordfahrten
erreicht. Die Steuerung des Bootes wurde ebenfalls von einem Grand Prix-Formelfahrzeug übernommen, um damit die zwei Ruder des Bootes zu lenken.
1939
Hans Stuck in seinem Rennboot während einer Rekordfahrt auf dem Scharmützelsee bei Berlin, 1939. Foto: Heinrich Hoffmann – ullstein bild
Die Bodan-Werft blieb bis zum Sommer 1948 unter der Kontrolle des französischen Militärs. Die unsicheren Jahre der Besatzungszeit ließ die Bodan-Werft mit Beginn der
Fünfzigerjahre hinter sich. Das von den französischen Besatzungstruppen zunächst zur Demontage vorgesehene Anschlussgleis wurde durch Beschluss der Gesellschafterversammlung
von der Bodan-Werft 1950 angekauft. Im selben Jahr wurde das Nebenwerftgelände vertraglich durch das Ehepaar Kempf an die Werft übereignet. Auch der Kran wurde wiederhergestellt.
Damit waren die Grundlagen für einen Neubeginn geschaffen. Auch die Beziehungen zum französischen Militär machten sich nun bezahlt. Da die Bodan-Werft bereits aus der Vorkriegszeit
über Erfahrung im Bau von Polizei- und Zollbooten verfügte, kam es zwischen 1951 und 1954 zum Bau von Vedetten (Flußpolizeibooten) unterschiedlicher Größen, die nach Frankreich
geliefert wurden. 1955 stellte die Werft außerdem Schnellboote für die Tschechoslowakei her – ein Geschäft, das über eine Tarnorganisation in der Schweiz abgewickelt wurde.
1940
Das Polizeiboot 1 wurde für die Wasserstraßendirektion Koblenz erbaut. Über die Jahrzehnte kaum verändert und noch mit seinem originalen Motor ausgestattet, wird es heute
als klassisches privates Ausflugsboot in Österreich genutzt.
Sammlung Kübler, Stuttgart.
1940
Technische Zeichnung Bodan-Werft.
1951 – 1954
Kleine Vedetten für die französische Besatzungsmacht.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1951 – 1954
Mittelgroße Vedetten für die französische Besatzungsmacht.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1951 – 1954
Große Vedetten für die französische Besatzungsmacht.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
Fahrgastschiffe und Fähren
Auch der Bau neuer Fahrgastschiffe und Fähren für den Bodensee – unter anderem MS Friedrichshafen (1952), MF Thurgau (1954), MS Säntis (1956), MF Hegau (1957), MS Stein am Rhein
(1957), MS Lindau ex Grünten (1958), MTr Romanshorn (1958) – bekam in den Fünfzigerjahren wieder Aufschwung. Dazu gelang jetzt auch der Durchbruch auf dem Schweizer Markt.
Bodan-Schiffe fahren bis heute auf dem Bielersee, Brienzersee, Genfersee, Greifensee, Luganersee, Neuenburgersee, Thunersee, Zugersee und Zürichsee. Den Anfang machte 1952
die Linth, das erste Dreideck-Motorschiff für den Zürichsee. Das Schiff, für dessen Innenraumdesign der bekannte Schweizer Architekt William Dunkel verantwortlich zeichnete,
entsprach stilistisch bereits den fünfziger Jahren, orientierte sich konstruktiv aber augenfällig noch an dem Bodensee-Motorschiff Schwaben von 1937.
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Aufträge für schweizerische Seen ab den fünfziger Jahren."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Auftrag MS Ville de Morat im Jahr 1955 für den Neuenburgersee (Schweiz)."
1952
Stapellauf MS Linth am Zürichsee.
Privatsammlung August Fuchs, Kressbronn a. B.
ca. 1951
Erhard Schell, Maler.
Sammlung Schell, Kressbronn a. B.
1953
Die sogenannte „Raubvogelklasse“ bestand aus den MS Adler, Falke, Habicht und Sperber und wurde 1953 für die DB in Dienst gestellt. 1957 kam noch MS Milan hinzu.
Ein Großauftrag für die Bundeswehr
Einen bedeutenden Großauftrag stellte der Bau der sogenannten Bodan-Fähre für die Bundeswehr dar. Eine erste Anfrage des Bundesverteidigungsministeriums wurde 1958 an neun Werften
gerichtet. Letztendlich erhielt die Bodan-Werft den Zuschlag und baute die Fähren zwischen 1962 und 1975. Die Besonderheit dieser Fahrzeuge bestand in ihren beeindruckenden
Manövriereigenschaften sowie in der Zerlegbarkeit der einzelnen Pontons, welche deren Verladung und Transport auf Straße und Schiene möglich machte. Darüber hinaus konnten aus
mehreren miteinander gekoppelten Pontons Fähren von unterschiedlicher Länge bis hin zu schwimmenden Brücken gebildet werden.
1965 oder 1966
Die Bodan-Fähre konnte zum Übersetzen von Truppen und Material benutzt werden, die einzelnen Fähren ließen sich aber auch zusammenkoppeln, wodurch
eine schwimmende Flussbrücke entstand. Aufgrund ihrer guten Manövriereigenschaften sowie ihrer einfachen und robusten Konstruktion war diese
Fähre bei der Truppe sehr beliebt.
Foto: Sammlung Dörich, Kressbronn a. B.
Lieferungen ins Ausland
Die Werft lieferte ihre Produkte auch über Europa hinaus, wie unter anderem einen Schlepper für den Suez-Kanal 1957 oder mehrere Schubboote für den
Kongo-Fluß ab 1977. Durch das Bundesverteidigungsministerium wurde 1968 zudem die Lieferung von 10-t-Patrouillenbooten in den Irak genehmigt.
1955
Tragflügelboot.
Sammlung Luick, Konstanz.
1955
Schnellboote für die Tschechoslowakei. Abwicklung über eine Tarnorganisation in der Schweiz.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1957
Schleppboot für Port Said, Suez-Kanal.
Sammlung Göppinger, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Der Bau von zehn Schnellbooten für die Tschechoslowakei im Jahr 1955."
Leben und Arbeiten in der Werft
1956
Erster Arbeitstag von Franz Kutschera am 03.09.1956.
1956
Franz Kutschera, links das Verwaltungsgebäude, rechts befindet sich die Schreinerei, im Hintergrund ist die Montage Süd und die Halle 1 erkennbar.
Sammlung Kutschera, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
(Interview von DVD "Kressbronner Zeitzeugen")
Pförtner
"Der Kauf einer neuen Uniform zum Dienstantritt 1956."
1958
Franz Kutschera (rechts) und Kollegen.
Sammlung Kutschera, Kressbronn a. B.
1958
Franz Kutschera (rechts) und Kollegen am Strand der Werft.
Sammlung Kutschera, Kressbronn a. B.
1960er
Kaufmännische und technische Belegschaft beim Stapellauf.
Sammlung Josef Marzini, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Improvisationsgeschick auf dem Zürichsee in den 1950er Jahren."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Hans Schönegg
Schiffbauer und Kalkulator
"Die Stapellauffeiern auf der Bodan-Werft."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"250 Mitarbeiter im Jahr 1956. Zunahme ausländischer Arbeitskräfte."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Ivan Trtanj
Schiffsschmied
"Die Anstellung bei der Bodan-Werft am 23. Oktober 1968, Arbeitsbeginn am 24. Oktober."
Der tragische Unfall am 18. November 1961
Ihren traurigsten Tag erlebte die Bodan-Werft am 18. November 1961, als es am frühen Nachmittag im Maschinenraum des in der Halle 2 im Bau befindlichen Bodenseeschiffes
München zu einer Verpuffung kam. Eine hochbrennbare Schallisolierung, die aufgespritzt wurde, hatte sich durch einen Funken entzündet, vier Werftarbeiter verloren ihr Leben.
1961
Die abgedeckte Halle 2 mit dem darin befindlichen MS München.
Privatsammlung Waldemar Dörich, Kressbronn a. B.
1961
Löscharbeiten nach der Explosion in Halle 2.
Foto: Sammlung Dörich, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961: Die Beobachtung der Explosion aus der Entfernung."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961: Die Ursachenermittlung."
Diversifikation, die Suche nach neuen Märkten und der schleichende Niedergang
Im Verlauf der Sechzigerjahre hatte die Werft noch zahlreiche neue Kunden gewinnen können, z. B. die Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen AG, die von 1969 an insgesamt fünf Autofähren
in Auftrag gab. In den Siebzigerjahren ging die Vergabe größerer Neubauaufträge jedoch spürbar zurück. Die Umstellung bei den deutschen und Schweizer Schiffsbetrieben von der Dampf-
zur Motorschifffahrt war vollends abgeschlossen, der größte Bedarf an Fahrgastschiffen war bedient. Da es sich bei Schiffen grundsätzlich um äußerst langlebige Produkte handelt, die
bei guter Pflege bisweilen ein Alter von 150 Jahren oder mehr erreichen können, war der Markt gesättigt.
In den folgenden Jahrzehnten konzentrierte sich die Bodan-Werft zunehmend auch auf artverwandte Nischen jenseits des Schiffsbaus: Man übernahm Schreiner- und Holzbauarbeiten, baute
Windkanäle und Farbbehälter für die Automobilindustrie, stieg mit dem Umbau des Werfthafens und mit dem Bau der Yachten Miranda Feria und Miranda Coupé in die Freizeitschifffahrt ein.
1981 gab es dann Planungen zu einer grundlegenden Neubebauung des westlichen Werftareals mit Ferienwohnungen, doch dies zerschlug sich. Stattdessen kam Ende der Achtzigerjahre der Bau
von Edelstahl-Schwimmbadbecken hinzu, der sich als lukrativ erwies. Die letzten neuerbauten Schiffe der Bodan-Werft waren das für Veranstaltungszwecke konzipierte MS Sonnenkönigin
(2008) sowie die Autofähre Lodi (2010), die zwischen Meersburg und Konstanz verkehrt. Diese Schiffe markieren den Endpunkt in der beachtlichen Endwicklung des Schiffbaus in der
fast hundertjährigen Geschichte der Werft.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Josef Marzini
Kaufmann, Prokurist
"Diversifikation: Zahlreiche zusätzliche Tätigkeiten zur Überbrückung fehlender Aufträge im Schiffbaubereich."
Spezialschiffe
Mit dem Rückgang der Nachfrage nach großen Fahrgastschiffen seit den Siebzigerjahren gewannen öffentliche Aufträge an Bedeutung. Feuerwehr, DLRG und verschiedene Behörden
blieben für die Werft wichtige Kunden. Hinzu kamen Spezialanfertigungen, zu denen auch einzigartige Eigenentwicklungen gehören, wie der 1978 von der Bodan-Werft gebaute
„Seepflanzen-Fänger“ Seeziege, auch „Seekuh“ genannt. Er wird bis heute dafür verwendet, Hafeneinfahrten und Badestellen im Bodensee von Wasserpflanzen frei zu halten.
In besonders warmen Sommermonaten kommt es im Bodensee zu einem starken anwachsen von Laichkraut („Seegras“), was zu einer Beeinträchtigung für die Freizeitschifffahrt
und den Badebetrieb führen kann.
Auf der Suche nach neuen Märkten und Absatzmöglichkeiten übernahm die Bodan-Werft in den Achtzigerjahren sogar Aufträge für entlegene Ziele in Afrika. Schiffe für den Holztransport auf
dem Kongo lieferte die Werft ins damalige Zaire, die katholische Mission Mbita (Kenia) erhielt 1983 ein Motorboot für den Victoriasee.
1971
Mitarbeiter beim Bau der Bodan-Fähren. Links Ivan Trtanj, rechts Sarvak Ferenc.
Sammlung Reimann, Arth (CH).
1976
Schleppboot Mustang für die Wasserstraßendirektion Mainz.
Sammlung Langer, Kressbronn a. B.
1978
Der „Seepflanzen-Fänger“ Seeziege, genannt "Seekuh" aus dem Jahr 1978 war eine Eigenentwicklung der Bodan-Werft.
Sammlung Arnold, Friedrichshafen.
1982
Feuerwehr-Ölfangboot.
Sammlung Arnold, Friedrichshafen.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Hans Schönegg
Schiffbauer und Kalkulator
"Modernisierungen: Beginnende Arbeit mit Computern im technischen Büro in den 1980er Jahren, Anschaffung einer Brennmaschine in den 1990er Jahren."
1983
Motorboot Nyasaye Erokamano für die katholische Mission Mbita am Victoriasee, Ostafrika.
Bild links: Fundmaterial Schreinerei Bodan-Werft. Bild Mitte und rechts: Sammlung Joseph Bhwana, Musoma/Tansania.
1985
Schubboote für die Firma Danzer zum Holztransport auf dem Kongofluß im damaligen Zaire.
Sammlung Arnold, Friedrichshafen.
um 1986
Motorboote für DLRG und Feuerwehr.
Sammlung Trapp, Kressbronn a. B.
Schwierige Zeiten
Der wirtschaftliche Druck auf den Werftbetrieb wird in den Achtzigerjahren zunehmend stärker. Ein erhoffter, jedoch ausbleibender Großauftrag für ein neues Fahrgastschiff führt
schließlich zu Entlassungen. Die Belegschaft, die in den erfolgreichsten Jahren der Werft etwa 400 Mitarbeiter umfasste, wird auf 100 Personen reduziert. Durch die deutsche
Wiedervereinigung und die Öffnung Osteuropas verändert sich noch einmal das Marktumfeld in den Neunzigerjahren.
Einerseits nutzte die Werft nun Werftstandorte im Osten, um Bauteile zu zukaufen, andererseits geriet sie durch die neue Konkurrenz selbst unter Kostendruck. Es fehlt schließlich
auch an Kapital zur Erweiterung und Modernisierung des Werftgeländes und der technischen Anlagen. Beim Bau des letzten großen Fahrgastschiffes, der MS Sonnenkönigin 2008-2009,
wurden die Kapazitäten der Werfthalle und des vorgelagerten Werfthafens buchstäblich bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"Die personelle Entwicklung in der Werft: 400 Personen während des Baus der Bodan-Fähre für die Bundeswehr, Entlassungswelle 1988 und Reduzierung auf 100 Personen."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"1988: Der entgangene Neubauauftrag für MS Graf Zeppelin und die Entlassung von Mitarbeitern."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"Zunehmender Kostendruck. Ab Anfang der 90er Jahre Teilezukauf von Werften in Ostdeutschland, Tschechien und Polen."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"Der Wegfall der Pförtnerstelle nach der Pensionierung 1993."
2008
Der vordere Teil des MS Sonnenkönigin wurde bereits ein Stück aus der Halle geschoben, um das Heck anbauen zu können. Auch bei den restlichen Arbeiten im Werfthafen war Improvisationsgeschick gefragt.
Sammlung Langer, Kressbronn a. B. Sammlung Singer, Kressbronn a. B.
In den letzten Jahren ihres Bestehens bemühte sich die Werft um eine engere Kooperation mit den Schiffsbetrieben am Bodensee. Für diese war ein zentraler Werftstandort am
Bodensee zur Wartung und Neubau von Schiffen grundsätzlich von großer Bedeutung. Überlegungen einer Beteiligung der Stadt Konstanz an der Werft hatten bereits seit Beginn
des Autofährbetriebs über den Bodensee bestanden, waren jedoch nie umgesetzt worden. Die Idee einer einzigen „Zentralwerft“ zur Rettung des wirtschaftlich angeschlagenen
Unternehmens und zum Erhalt des Werftstandortes zerschlug sich schließlich im Jahr 2010. Für die Unternehmensbereiche „Konstruktionsbüro“ und „Werft“ wurde die Insolvenz
beantragt. Da das Gesamtunternehmen zuvor aufgeteilt worden war, waren die Bereiche „Edelstahl-Schwimmbadbau“ und „Freizeitschifffahrt-Yachthafen“ davon nicht betroffen.
2016
Blick in Halle 1 vor dem Umbau.
Foto Albert Stöckle, Kressbronn a. B.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Die Entwicklung der Werftenkooperation und der Nachnutzung des bisherigen Werftgeländes im Jahr 2009."
In der Folge kam es über Kressbronn a. B. hinaus zu emotionalen Diskussionen um die soziale Absicherung der entlassenen Mitarbeiter und den zukünftigen Umgang mit dem historisch
bedeutsamen Ort und seinen Gebäuden. Das vollständige Verschwinden der Bodan-Werft wurde als erheblicher Verlust wahrgenommen.
Verschiedene Gebäude im historischen Kernbereich wurden schließlich unter Denkmalschutz gestellt und sind nach einer Umbauphase ab Sommer 2020 öffentlich zugänglich.
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Gemeinderat beschließt Aufstellung des Bebauungsplans, die Werftenkooperation wird durch die Stadtwerke Konstanz beendet, die Bodan-Werft beschließt die Aufgabe des Werftbetriebs."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Der Bebauungsplan wird durch den Gemeinderat nicht beschlossen: Insolvenz statt geordneter Aufgabe der Werftaktivität."
Heimatgeschichte ist ausschlaggebend für den Denkmalschutz
Warum steht die Bodan-Werft seit Ende 2011 unter Denkmalschutz? Auf den ersten Blick wirken die Hallen nicht sonderlich schützenswert – doch aus
Sicht der Denkmalpflege gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die Werft zumindest in Teilen zu erhalten: „Da gibt es aus unserer Sicht sehr viele Gründe, doch
die Hauptsache für diese Entscheidung ist vor allem die heimatgeschichtliche Bedeutung der Werft“, erklärt Dr. Michael Ruhland von der Denkmalpflege des
Regierungspräsidiums Tübingen. Die Entscheidung, das Traditionsunternehmen unter Denkmalschutz zu stellen, sei nicht von heute auf morgen gefallen. In einem
mehrstündigen Rundgang mit Geschäftsführer Robert Dittmann wurde das Gelände von den Denkmalexperten begutachtet. „Doch die anschließende Untersuchung hat
natürlich um einiges länger gedauert“, erläutert Ruhland.
Bei einem alten Gebäude gebe es mehrere Möglichkeiten, um es zu schützen – das kann ein architektonisches Moment sein, ein künstlerisches oder eben – wie im Fall
von Kressbronn a. B. – ein heimatgeschichtliches. „Die Werft hat allein durch ihre vielen gebauten Schiffe eine große Bedeutung für die Region – und natürlich auch für
Kressbronn a. B. Sie ist außerdem über Jahre Arbeitgeber für viele Menschen gewesen“, so der Denkmal-Experte aus Tübingen. Und: Diesen Standard und diese Qualität habe
die Werft jahrzehntelang gehalten.
Der zweite wichtige Punkt sei die stetige Erweiterung der Werft: „Man hat hier nicht das Alte abgerissen, sondern stehen gelassen und durch neue Gebäude
ergänzt – dadurch sind zum Beispiel Gebäude aus den 20er und 30er Jahren erhalten und die Geschichte der Werft ablesbar“, so Ruhland. Auch typologische
Fragen wie beispielsweise eine Werft funktioniert oder was dafür notwendig ist, lassen sich anhand der Bodan-Werft beantworten. Deshalb seien nicht nur
die Gebäude, sondern auch Dinge wie der Kran, die Schienen oder die Hafenbecken aus Sicht der Denkmalpflege schützenswert.
Britta Baier, Kressbronner Jahrbuch Band 25, 2012, S. 46.
Danksagung
Zahlreiche Privatpersonen haben zum Gelingen der Ausstellung auf dem Bodan-Areal beigetragen. Ihnen gilt ein besonderer Dank:
Karl-Heinz Arnold, Leo Baehr, Arnim Bauer, Michael Berg, Joseph Bhwana, Peter Butendeich, Klaus Dahrens, Robert Dittmann, Waldemar Dörich, August Fuchs, Gaby Göppinger, Gertrud Hagen, Dieter Härle, Kurt Hunziker,
Herbert Klein, Robert Knöpfel, Siegfried Kramer, Franz-Robert Kutschera, Erika Kübler, Peter Langer, Berthold Luick, Josef Marzini, Doris Möller, Lukas Reimann, Erhard Schell, Willi Schmeh,
Willi Schöll, Hans-Christof Singer, Karin Tillema, Kees Tillema, Hartmut Trapp, Ivan Trtanj, Albert Zapf
Inhaltliche Aufbereitung
Recherche, Dokumentation und wissenschaftliche Betreuung: Dr. Michael, Berg, Konstanz.
Text und Redaktion: Gemeinde Kressbronn a.B.
"Improvisationsgeschick auf dem Zürichsee in den 1950er Jahren."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961: Die Beobachtung der Explosion aus der Entfernung."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961: Die Ursachenermittlung."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Waldemar Dörich
Elektroinstallateur, Elektromeister, Konstrukteur Elektrotechnik, Elektronik und Steuerungen
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Dieter Härle
Maschinenschlosser, Maschinenbaumeister, Yachthafen/Winterlager, Stellvertretender Hafenmeister
"Der sturmgefährdete Yachthafen. Schäden bei einem Föhnsturm 1982."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Dieter Härle
Maschinenschlosser, Maschinenbaumeister, Yachthafen/Winterlager, Stellvertretender Hafenmeister
"Die Probefahrten mit MS Sonnenkönigin im Jahr 2008. Herausforderungen aufgrund der Größe des Schiffes."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Dieter Härle
Maschinenschlosser, Maschinenbaumeister, Yachthafen/Winterlager, Stellvertretender Hafenmeister
"Vom süddeutschen Rundfunk aufgenommen, gesendet am 17.04.1957, SDR Stuttgart."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Otto Kempf
Geschäftsführer 1920-1958
"Die personelle Entwicklung in der Werft: 400 Personen während des Baus der Bodan-Fähre für die Bundeswehr, Entlassungswelle 1988 und Reduzierung auf 100 Personen."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"1988: Der entgangene Neubauauftrag für MS Graf Zeppelin und die Entlassung von Mitarbeitern."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"Zunehmender Kostendruck. Ab Anfang der 90er Jahre Teilezukauf von Werften in Ostdeutschland, Tschechien und Polen."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Siegfried Kramer
Geschäftsführer 1920-1958
"Die Anfänge der Werft. Anstellung des Vaters als technischer Geschäftsführer."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Wehrmachtsaufträge während des Zweiten Weltkrieges. Der Bau von Pionier-Landungsbooten."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Kriegsende in der Werft. Der 38jährige Arbeiter Robert Fischer wird von den Franzosen erschossen (s. Kressbronner Jahrbuch, Chronik 1934-2009; 1945). Gefangennahme des Vaters. Demontagen."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Aufträge für schweizerische Seen ab den fünfziger Jahren."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Auftrag MS Ville de Morat im Jahr 1955 für den Neuenburgersee (Schweiz)."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Der Bau von zehn Schnellbooten für die Tschechoslowakei im Jahr 1955."
Zeitzeugen-Interview mit Frau Erika-Ilse Kübler (geb. Kempf, Tochter von Direktor Kempf)
Diplomkauffrau
"Der Kauf einer neuen Uniform zum Dienstantritt 1956."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"250 Mitarbeiter im Jahr 1956. Zunahme ausländischer Arbeitskräfte."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"Der Wegfall der Pförtnerstelle nach der Pensionierung 1993."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Franz-Robert Kutschera
Pförtner
"Diversifikation: Zahlreiche zusätzliche Tätigkeiten zur Überbrückung fehlender Aufträge im Schiffbaubereich."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Josef Marzini
Kaufmann, Prokurist
"Die Explosion des Fahrgastschiffes München am 18. November 1961."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Josef Marzini
Kaufmann, Prokurist
"Die Generalrevision des MS Thurgau in der Bodan-Werft 2010/11."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Lukas Reimann
Abteilungsleiter „Betrieb“ bei der Schweizerischen Schiffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (Schaffhausen) von 2001 bis 2016
"Die Anstellung bei der Bodan-Werft am 23. Oktober 1968, Arbeitsbeginn am 24. Oktober."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Ivan Trtanj
Schiffsschmied
"Die Entwicklung der Werftenkooperation und der Nachnutzung des bisherigen Werftgeländes im Jahr 2009."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Gemeinderat beschließt Aufstellung des Bebauungsplans, die Werftenkooperation wird durch die Stadtwerke Konstanz beendet, die Bodan-Werft beschließt die Aufgabe des Werftbetriebs."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Der Bebauungsplan wird durch den Gemeinderat nicht beschlossen: Insolvenz statt geordneter Aufgabe der Werftaktivität."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Robert Dittmann
Geschäftsführer und Gesellschafter der Bodan-Werft ab 2005
"Modernisierungen: Beginnende Arbeit mit Computern im technischen Büro in den 1980er Jahren, Anschaffung einer Brennmaschine in den 1990er Jahren."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Hans Schönegg
Schiffbauer und Kalkulator
"Die Stapellauffeiern auf der Bodan-Werft."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Hans Schönegg
Schiffbauer und Kalkulator
"Sprengung der Gießenbrücke und Einmarsch der französischen Besatzungsmächte."
Zeitzeugen-Interview mit Herrn Walter Rau (gesprochen)
Text von Kornelius Rau aus dem Kressbronner Jahrbuch 1985, nachgesprochen von seinem Sohn Walter Rau am 26.05.2018.
Die Entwicklung der Werftenkooperation und der Nachnutzung des bisherigen Werftgeländes im Jahr 2009.
Gemeinderat beschließt Aufstellung des Bebauungsplans, die Werftenkooperation wird durch die Stadtwerke Konstanz beendet, die Bodan-Werft beschließt die Aufgabe des Werftbetriebs.
Der Bebauungsplan wird durch den Gemeinderat nicht beschlossen: Insolvenz statt geordneter Aufgabe der Werftaktivität.
Mitarbeit in der Werft als Lehrling in den fünfziger Jahren.
Drei grundlegende Veränderungen im Schiffbau in Herrn Kramers Berufsleben: Vom Nieten zum Schweißen, von der Quer- zur Längsspantbauweise, vom Schnürboden zur Computertechnik.
Die personelle Entwicklung in der Werft: 400 Personen während des Baus der Bodan-Fähre für die Bundeswehr, Entlassungswelle 1988 und Reduzierung auf 100 Personen.
1988: Der entgangene Neubauauftrag für MS Graf Zeppelin und die Entlassung von Mitarbeitern.
Zunehmender Kostendruck. Ab Anfang der 90er Jahre Teilezukauf von Werften in Ostdeutschland, Tschechien und Polen.
Die Sanierung von Raddampfern auf Brienzersee, Genfersee und Zürichsee vor der Pensionierung.
Der Niedergang der Werft in den letzten Jahren: Anderweitige Prioritäten der Geschäftsführung, Qualitätsprobleme bei neuen Schiffen.
Die Anfänge der Werft. Anstellung des Vaters als technischer Geschäftsführer.
Die Bodan-Werft als Generalvertretung der Motorenwerke Mannheim für Süddeutschland und die Schweiz.
Zu Beginn fehlende Kenntnisse im Bau größerer Schiffe. Anstellung externer Fachkräfte. Wissenstransfer.
Wehrmachtsaufträge während des Zweiten Weltkrieges. Der Bau von Pionier-Landungsbooten.
Kriegsgefangene als Arbeitskräfte in der Werft.
Kriegsende in der Werft. Der 38jährige Arbeiter Robert Fischer wird von den Franzosen erschossen (s. Kressbronner Jahrbuch, Chronik 1934-2009; 1945). Gefangennahme des Vaters. Demontagen.
Aufträge für schweizerische Seen ab den fünfziger Jahren.
Auftrag MS Ville de Morat im Jahr 1955 für den Neuenburgersee (Schweiz).
Der Bau von zehn Schnellbooten für die Tschechoslowakei im Jahr 1955.
Unterschiede im Umgang mit deutschen und schweizerischen Auftraggebern.